W Uścisku Namiętności - Rozdział 4: Prawda w cieniu

Im Bann der Leidenschaft - Kapitel 4: Die Wahrheit im Schatten

Die Nacht war still, doch Lila konnte nicht schlafen. Das gleichmäßige Ticken der alten Wanduhr in ihrem Zimmer schien mit jedem Schlag lauter zu werden, als würde es ihre ruhelosen Gedanken verstärken. Sie lag wach im Bett, die Decke lose um sich geschlungen, während der Mondschein durch die halb geöffneten Fensterläden fiel.

Rafael. Sein Name brannte in ihrem Kopf wie ein Feuer. Sein durchdringender Blick, die Art, wie seine Worte sie trafen, als könnten sie die Wahrheit in ihrem Innersten aufdecken – all das ließ sie nicht zur Ruhe kommen.

Sie stand auf, zog sich schnell einen leichten Schal über die Schultern und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Die Nachtluft war kühl, und der salzige Geruch des Meeres hing schwer in der Brise.

***

Draußen war die Luft kühl und frisch, der Geruch nach Salz und nassem Stein lag in der Brise. Der Marktplatz, der tagsüber voller Leben war, wirkte nun verlassen, nur ein paar vereinzelte Laternen tauchten die Gassen in ein warmes, goldenes Licht. Lila lief ziellos durch die Straßen, bis ein kleines Schild ihre Aufmerksamkeit erregte: Antiquitäten und Sammlerstücke.

Neugierig trat sie näher. Im Inneren des Ladens brannte noch eine einsame Lampe, die einen Tisch mit alten Büchern, Papieren und zerknitterten Umschlägen beleuchtete. Die Tür stand einen Spalt offen, als ob der Laden noch auf einen letzten Besucher wartete.

„Komm nur herein, Kindchen,“ erklang eine kratzige Stimme aus dem Schatten.

Lila zögerte, doch dann trat sie ein. Hinter dem Tisch saß eine ältere Frau mit dichten, grauen Haaren und scharfen, neugierigen Augen. Ihre Hände, die vom Alter gezeichnet waren, bewegten sich geschickt über die Papiere, als ob sie jeden Gegenstand in- und auswendig kannte.

„Etwas Besonderes im Sinn?“ fragte die Frau, ohne aufzusehen.

„Ich… ich weiß nicht,“ stammelte Lila. Ihre Augen wanderten über die Gegenstände, bis sie an einem alten Umschlag hängen blieben. Er war verblichen und an den Kanten eingerissen, aber eine Adresse darauf war noch lesbar: Pensión Sol, Habitación 3, Cartagena.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das war ihr Zimmer.

„Darf ich das sehen?“ fragte Lila und zeigte auf den Umschlag.

Die Frau blickte auf und musterte sie aufmerksam, bevor sie nickte. „Das kannst du haben,“ sagte sie schließlich. „Es gehört dir.“

„Mir?“ wiederholte Lila verwirrt.

„Manchmal finden uns die Dinge, die wir am meisten brauchen,“ murmelte die Frau und schob den Umschlag über den Tisch. „Sei vorsichtig, niña. Nicht jede Wahrheit bringt Frieden.“

***

Zurück in ihrem Zimmer saß Lila auf dem Bett, den Brief auf ihren Knien. Die Worte der Frau hallten in ihrem Kopf wider, doch sie ignorierte sie. Vorsichtig öffnete sie den Umschlag, das Papier fühlte sich seltsam schwer an, als ob es mehr Bedeutung trug, als sie erahnen konnte.

Der Inhalt bestand aus einer einzigen Seite, die mit verblasster Tinte beschrieben war. Die Worte darauf ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren:

„Wenn du das liest, bin ich vielleicht nicht mehr hier. Aber dieser Ort birgt Antworten, die du finden musst. Vertraue niemandem. Nicht einmal dir selbst.“

Ein Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken. Der Brief glitt aus ihren Händen und landete sanft auf dem Boden. Sie sprang auf, ihr Herz raste, als sie zur Tür ging.

Als sie öffnete, war es, als ob die Luft im Raum plötzlich schwerer wurde. Rafael stand vor ihr, seine dunklen Augen glühten im schwachen Licht des Flurs. Sein Gesicht war von Anspannung gezeichnet, und doch hatte er diese seltsame Ruhe an sich, die sie gleichzeitig beruhigte und beunruhigte.

„Du hast etwas gefunden,“ sagte er leise, seine Stimme klang wie ein raues Flüstern.

„Woher weißt du das?“ fragte Lila, ihre Stimme brüchig.

Rafael trat einen Schritt näher, sein Blick suchte den Raum hinter ihr, bis er den Brief auf dem Boden entdeckte. Er bückte sich langsam, und Lila konnte nicht anders, als ihn zu beobachten – die geschmeidige Bewegung, die Spannung in seinen Schultern, die Art, wie seine Finger den Brief fast ehrfürchtig aufhoben.

„Das ist ihre Handschrift,“ flüsterte er, als er wieder aufstand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, und Lila hielt unwillkürlich die Luft an.

„Ihre?“ fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch.

„Meine Schwester,“ sagte er leise. Seine Augen waren jetzt weich, aber voller Schmerz und Sehnsucht.

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