W Uścisku Namiętności - Rozdział 3: Cienie przeszłości

Im Bann der Leidenschaft - Kapitel 3: Schatten der Vergangenheit

Die Nacht war hereingebrochen, und das kleine Küstendorf lag in einer eigentümlichen Stille, die nur durch das gelegentliche Heulen des Windes unterbrochen wurde. Lila saß auf der kleinen Terrasse ihrer Pension und starrte auf das Notizbuch vor ihr. Die Seiten waren leer, genauso wie ihr Kopf – zumindest, was sie schreiben wollte. Rafael hatte sie aus der Bahn geworfen, mehr als sie zugeben wollte.

Die Begegnung im Café am Morgen war ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Wer war dieser Mann, wirklich? Und warum hatte sein abruptes Verschwinden sie mit einer Leere zurückgelassen, die fast schmerzte?

Lila blätterte mechanisch durch das Notizbuch, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie hörte die Tür der Pension knarren und wandte sich um. Die alte Besitzerin, Señora Marta, trat hinaus, eine Decke über ihren dünnen Schultern.

„Du bist spät noch wach, niña,“ sagte die Frau mit einem sanften Lächeln, das sie oft verteilte, aber selten beantwortet bekam.

„Ich kann nicht schlafen,“ antwortete Lila knapp, während sie versuchte, ihre ruhelosen Gedanken zu ordnen.

Marta nickte wissend. „Manchmal ist die Nacht eine bessere Begleiterin für die Wahrheit als der Tag.“

Die Worte hallten in Lila nach, doch bevor sie antworten konnte, verschwand die Frau wieder in die Pension. Zurück blieb nur die kalte Nachtluft und das Gefühl, dass diese Wahrheit sie bald einholen würde.

***

Am nächsten Morgen schien das Dorf wie verwandelt. Die Stille der Nacht wich einem geschäftigen Treiben. Händler bauten ihre Stände am Marktplatz auf, die salzige Brise trug den Duft von frischem Obst und Gewürzen mit sich. Lila beschloss, sich unter die Menschen zu mischen, in der Hoffnung, ihre Gedanken zu sortieren.

Sie hatte gerade an einem Stand mit handgefertigtem Schmuck angehalten, als sie die Stimme hörte. Tief, vertraut und unüberhörbar.

„Lila.“

Sie drehte sich um und sah Rafael, der hinter ihr stand. Seine Augen wirkten müder als zuvor, als hätte er die ganze Nacht durchgemacht. Doch da war etwas anderes – eine Unruhe, die sich in jeder seiner Bewegungen zeigte.

„Wir müssen reden,“ sagte er, und die Dringlichkeit in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu.

„Über was?“ fragte sie, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Nicht hier.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Klippen, wo sie das letzte Mal zusammen gewesen waren.

Lila zögerte, doch die Neugier war stärker. Ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm durch das dichte Gewirr von Marktständen, hinaus auf den sandigen Weg, der sich an der Küste entlangschlängelte.

***

Oben auf den Klippen peitschte der Wind gegen sie, doch Rafael wirkte unbeeindruckt. Er stand nahe am Rand, den Blick auf das tosende Meer gerichtet.

„Ich schulde dir eine Erklärung,“ begann er, ohne sie anzusehen.

„Ja, das tust du,“ antwortete Lila und trat näher.

Er atmete tief durch. „Ich bin nicht hier, um Frieden zu finden, Lila. Ich bin hier, weil ich etwas verloren habe. Etwas, das ich seit Jahren suche.“

„Was hast du verloren?“ Ihre Stimme war leise, fast zögerlich.

Rafael drehte sich endlich zu ihr um. Sein Blick war so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, er könnte durch sie hindurchsehen. „Meine Schwester.“

Die Worte trafen Lila wie ein Schlag. „Deine Schwester?“

Er nickte langsam. „Sie verschwand vor drei Jahren. Niemand weiß, was mit ihr passiert ist. Das Letzte, was ich von ihr hörte, war ein Brief. Geschrieben von hier.“

Lila wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie hatte nicht erwartet, dass sein Geheimnis so tiefgreifend war.

„Ich weiß nicht, ob sie noch lebt,“ fuhr Rafael fort, „aber ich werde nicht aufhören, nach ihr zu suchen.“

„Und wie passe ich da hinein?“ fragte Lila, ihre Stimme etwas fester.

Rafael zögerte. „Das weiß ich noch nicht. Aber es gibt Dinge, die dich und diesen Ort verbinden, die ich nicht ignorieren kann.“

Lila spürte, wie eine Gänsehaut ihren Rücken hinaufkroch. Was wusste er über sie, das sie selbst noch nicht begriff?

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